Kämpferisches Gedenken für Ferhat Mayouf

Vor drei Jahren starb Ferhat Mayouf an einer Rauchvergiftung nach einem Zellenbrand in der JVA Moabit. Das Personal hat ihm nicht geholfen, auch als klar war, dass es brennt. Die Verantwortlichen wurden immer noch nicht zur Rechenschaft gezogen. Für uns steht fest: Das war Mord.

Danke an alle, die gestern in Moabit mit uns auf der Straße waren. Gerechtigkeit und Aufklärung für Ferhat und seine Familie. Aufklärung der Todesumstände in Gewahrsamssituationen jetzt!

Die Kampagne Death in Custody dokumentiert seit den 1990er Jahren über 226 rassistische Todesfälle in Gewahrsam. Die Recherche der Kampagne findet ihr hier: doku.deathincustody.info

Lokal im Kiez aktiv werden? Kommt zu unseren nächsten offenen Treffen vorbei und lasst uns im Wedding zusammen organisieren und Protest und Aktionen auf die Beine stellen. Unser nächstes Treffen findet diesen Donnerstag ab 18:30 Uhr in der Genterstr. 60 statt. Kommt gerne vorbei!

Kein Vergeben, kein Vergessen – Gedenkdemonstration für Ferhat Mayouf

Am 23.07.2020 starb Ferhat Mayouf im Alter von 36 Jahren im Knast Moabit an einer Rauchvergiftung. Für uns steht fest: Das war Mord! Mord durch diesen Staat und seine rassistischen Institutionen. Ferhats Bruder versucht zurzeit über den rechtlichen Weg für Aufklärung und Gerechtigkeit zu kämpfen. Lassen wir ihn dabei nicht allein. Auch am dritten Jahrestag wollen wir auf die Straße gehen, um Ferhat zu gedenken. Kein vergeben, kein vergessen! Kommt mit uns am Sonntag den 23. Juli auf die Straße in Gedenken an Ferhat Mayouf. Los gehts ab 17 Uhr an der Turmstraße.

Erinnern heißt kämpfen!

Erinnern heißt kämpfen und damit historische Bezüge nicht nur bei einem „Blick zurück“ verbleiben und die berechtigte Anliegen von damals mit den weiterhin bestehenden sozialen und wirtschaftlichen Problemen von heute und den dazugehörigen aktuellen Kämpfen verknüpft werden, engagieren wir uns seit Jahren für ein aktives Gedenken im Kiez. Anfang Mai laden wir zu mehreren lokalen Gedenkveranstaltungen im Wedding ein.

Wedding: Gedenken an den Blutmai 1929
1. Mai | 15 Uhr | Wiesenstraße Ecke Uferstraße

Auch in diesem Jahr wollen wir am 1. Mai den ermordeten Arbeiter*innen des Blutmai 1929 im Wedding gedenken.

Veranstaltung – Antifaschistischer Widerstand in einem Arbeiterbezirk: Wedding zwischen 1933 und 1945
5. Mai | Kiezhaus Agnes Reinhold
Ab 18 Uhr Essen gegen Spende und Veranstaltung ab 19:00 Uhr

Mit dem Historiker Hans-Rainer Sandvoß begeben wir uns auf Spurensuche zwischen dem Leo, Müllerstraße und der Friedrich-Ebert-Siedlung.

Veranstaltung – Antifaschistischer Widerstand in einem Arbeiterbezirk: Wedding zwischen 1933 und 1945

Anlässlich des 78. Jahrestages des Sieges über den Faschismus wollen wir den Antifaschist*innen in unserem Kiez gedenken. Denn im Roten Wedding, als traditionelles Arbeiterbezirk und Hochburg von KPD und SPD, fiel es damals den Nazis schwer Fuß zu fassen. Es gab es hier eine gut organisierte Arbeiter*innenschaft, die sich auch vor 1933 entschlossen gegen den Terror von SA und SS stellte.

Faschistische Kräfte drängten ab 1933 auch im Wedding mit Verboten und Gewalt antifaschistische Organisationen in den Untergrund, verhafteten und ermordeten Antifaschist*innen, um den Widerstand zu brechen und die Strukturen zu zerschlagen. Trotz der heftigen Repression gab es im Bezirk klandestine und beachtenswerte antifaschistische Widerstandszellen mit dem Ziel den Faschismus von unten zu bekämpfen

Mit dem Historiker Hans-Rainer Sandvoß begeben wir uns auf Spurensuche zwischen dem Leo, Müllerstraße und der Friedrich-Ebert-Siedlung. Dabei wird auch die aktive Rolle von Frauen* in unseren Fokus rücken. Die vorgestellten und diskutierten klandestinen Gruppen sollten uns auch angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Gefahren Mut und Kraft geben, notwendige antifaschistische Arbeit konsequent zu leisten.

Hans-Rainer Sandvoß, gebürtiger Weddinger, ist Politikwissenschaftler und Historiker. Er war stellvertretender Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und ist Herausgeber der Reihe Widerstand in Berlin von 1933 bis 1945, Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin. 2003 erschien Band 14 zu Wedding und Gesundbrunnen.

Fr. 05.05.2023 | Kiezhaus Agnes Reinhold | Afrikanische Str. 74
Ab 18 Uhr Essen gegen Spende und Diskussion ab 19:00 Uhr

Aktiv werden und mitmachen

Als offenes antifaschistisches und antirassistisches Netzwerk Wedding treffen wir uns jeden 2. und 4. Donnerstag im Monat ab 18:30 Uhr im InterBüro (Genter Straße 60). Wenn ihr Lust habt, euch gemeinsam mit uns zu organisieren und unseren Protest gemeinsam auf die Straße zu bringen, dann kommt gerne vorbei.

Für mehr Infos folgt den Telegramkanal vom offenen Netzwerk: https://t.me/Netzwerk65

Gedenken: 94 Jahre Blutmai

Auch dieses Jahr möchten wir an die Geschehnisse des 1. Mai 1929 erinnern. Damals setzte der SPDler und damalige Polizeipräsident Karl Zörgiebel ein Demonstrationsverbot in Berlin durch. Die KPD ließ sich allerdings nicht davon abhalten, am internationalen Kampftag der Arbeiterklasse zu friedlichen Massenprotesten aufzurufen und so gingen zehntausende Berliner*innen gegen Ausbeutung und für bessere Lebensbedingungen auf die Straße.

Insgesamt 13.000 Polizisten, aus ganz Deutschland zusammengezogen, versuchten im Laufe des Tages mit roher Gewalt, die Arbeiter*innen davon abzuhalten, sich zu versammeln. Der Wedding als traditioneller Arbeiterbezirk mit vielen Kommunist*innen und linken Sozialdemokraten wurde zu einem Schauplatz brutaler Polizeigewalt. Panzerwagen mit Maschinengewehren kamen zum Einsatz, und Polizisten schossen rücksichtslos in geöffnete Fenster, wenn  darin eine rote Fahne oder ein Plakat zum 1. Mai hing. Die Nachbarschaft in der Kößliner Straße versuchte, sich mithilfe einer Barrikade vor den anrückenden Panzerfahrzeugen zu schützen, doch die Polizisten veranstalten ein Blutbad: 12.000 Schuss scharfe Munition töteten mindestens 33 unbewaffnete Arbeiter*innen und verletzten hunderte weitere.

Die KPD rief als Antwort darauf am 2. Mai zum Massenstreik auf, dem sich 25.000 Arbeiter*innen anschlossen, doch erst am 6. Mai hob Zörgiebel nach massenhaften Hausdurchsuchungen, über tausend Verhaftungen und weiteren Morden den von ihm verhängten Ausnahmezustand wieder auf.

Wir halten es für wichtig, uns daran zu erinnern, dass der bürgerliche Staat sein Gewaltmonopol immer schon einsetzte, um linken Widerstand im Zweifel aufs brutalste zu brechen, wenn er sich von ihm ernsthaft bedroht sieht. Aber wir gedenken auch den Arbeiter*innen, die sich nicht einschüchtern ließen und sich das Recht nahmen, ihren Protest auf die Straße zu tragen. 94 Jahre später bedeutet die Herrschaft des Kapitals immer noch Ausbeutung, Unterdrückung und Krieg. Und wir organisieren uns heute wie damals gegen hohe Mieten, niedrige Löhne und eine Sozialdemokratie, die sich seit über 100 Jahren von der Arbeiterbewegung abgewandt hat, um dieses zerstörerische System mit zu verwalten, statt es zu bekämpfen.

Kommt um 15 Uhr zur Gedenkveranstaltung am Blutmaistein (Wiesenstraße Ecke Uferstraße). Danach gibt es noch die Möglichkeit ab 17 Uhr im Kiezhaus Agnes Reinhold (Afrikanische Str. 74) den 1. Mai gemeinsam ausklingen zu lassen. Solidarische Nachbar*innen tischen kleine Speisen auf, es gibt Getränke und Musik.

»Trotz Zörgiebels Polizei, wir gedenken des Ersten Mai! Der herrschenden Klasse blutiges Gesicht, der rote Wedding vergisst es nicht und die Schande der SPD!«Roter Wedding“ – Erich Weinert, 1929